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Beitrag vom 03.07.2015
Erste NEBA-Strategiekonferenz entwickelt Maßnahmen gegen Antisemitismus
AVIVA-Redaktion
Ein Jahr nach der Welle antisemitischer Hassproteste veranstaltete das "Netzwerk zur Erforschung und Bekämpfung des Antisemitismus" (NEBA) am 2. Juli 2015 seine erste große Strategiekonferenz
"ANTISEMITISMUS HEUTE – Erfassen. Erforschen. Bekämpfen." Mehr als 200 Interessierte aus Politik, Wissenschaft und Bildungsarbeit nahmen an der Konferenz in Berlin teil.
Die renommierte Antisemitismus- und Holocaustforscherin Prof. Dr. Deborah Lipstadt warnte in ihrer Eröffnungsrede: "Der Zustand der Juden ist ein Indikator dafür, wie es um die offene Gesellschaft bestellt ist. Wenn Juden sich unsicher fühlen, steht es schlecht für die Demokratie."
Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung erklärte: "Nach dem Aufschrei über die antisemitischen Demonstrationen in Deutschland ist bislang wenig politisch umgesetzt worden. Ziel der Konferenz war es deshalb, neue Impulse für die Antisemitismusbekämpfung- und forschung zu entwickeln."
Vor dem Hintergrund neuer Statistiken, die einen Anstieg antisemitischer Straftaten von 25 Prozent im Jahr 2014 belegen, wurde mit Entscheidungsträger_innen, Bildungsexpert_innen und jüdischen Gemeinde- und Organisationsvertreter_innen konkret diskutiert, wie Politik und Gesellschaft auf diese Herausforderung reagieren können. Eine politische Kernforderung der Konferenz war deshalb u.a. die Einführung eines Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung zur besseren Koordinierung von Initiativen zwischen Regierung, Parlament und Zivilgesellschaft.
"Auch wenn das Thema Antisemitismus weitestgehend aus dem öffentlichen Fokus verschwunden ist, gehen die alltäglichen antisemitischen Anfeindungen weiter. Diese Realität muss statistisch besser erfasst und politisch stärker wahrgenommen werden. Wir brauchen daher eine Reform des Erfassungssystems", so Deidre Berger, Direktorin des AJC Berlin Ramer Institute.
Die Häufigkeit antisemitischer Anfeindungen bliebe der Öffentlichkeit oftmals verborgen. Viele Juden in Deutschland erleben antisemitische Anfeindungen immer öfter, was zu einer Steigerung des Unsicherheits-Gefühls führt. Deshalb forderte auch der Bundestagsabgeordnete der Grünen Volker Beck, dass Antisemitismus in all seinen Formen erfasst und all seinen Ausprägungen bekämpft werden müsse. So sei der israelbezogene Antizionismus lediglich auch eine Form des Antisemitismus.
Die Panelisten auf der Strategiekonferenz unterstrichen vielfach die Notwendigkeit, Polizei- und Justizbeamte besser für das Thema Antisemitismus zu schulen und zu sensibilisieren.
Einen weiteren Schwerpunkt der Veranstaltung stellte die Auseinandersetzung mit der Zukunft der Antisemitismusforschung dar. "Ein gravierendes Defizit der bisherigen Antisemitismusforschung in Deutschland ist, dass die jüdische Perspektive als die eigentliche Betroffenen-Perspektive viel zu wenig berücksichtigt ist", erklärte Prof. Julius H. Schoeps vom Moses Mendelssohn Zentrum. So würde das Problem des Antisemitismus in weiten Teilen der Gesellschaft bagatellisiert und unterschätzt. Die Antisemitismusforschung und ihre Instrumentarien müssten deshalb weiterentwickelt werden.
Das Netzwerk zur Erforschung- und Bekämpfung (NEBA) wird aus den Ergebnissen der Konferenz einen umfassenden Forderungskatalog entwickeln, der Bundestagsabgeordneten und Regierungsvertreter_innen vorgestellt werden soll.
Das "Netzwerk zur Erforschung und Bekämpfung des Antisemitismus" (NEBA), wurde vom Moses Mendelssohn Zentrums, dem American Jewish Committee und der Amadeu Antonio Stiftung initiiert.
Mehr Informationen unter:
neba.berlin, www.ajcgermany.org, www.mmz-potsdam.de, www.amadeu-antonio-stiftung.de
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